Entwicklung & Realisierung Stadtentwicklungsprojekt „Graumann-Viertel“ auf einem alten Industrieareal im Zentrum von Traun / Oberösterreich.
Historie
Das alte Industrieareal der Firma Graumann mit einer Grundfläche von rund 20.000 m2 (2 ha) befindet sich direkt im Zentrum der Stadt Traun, einer Sekundärstadt mit 25.000 Einwohnern südwestlich von Linz in Oberösterreich.
Die Textilfabrik wurde 1958 stillgelegt, danach wurden die Gebäude zumeist als Lager oder Werkstätten vermietet. Aufgrund der Baufälligkeit waren diese Nutzungen aber kein Zukunftsmodell für die ansonsten brachliegenden, teils kontaminierten Flächen.
Mit der Absiedelung des Kultur- und Veranstaltungszentrums „Spinnerei“, dass 2017 ein neues Gebäude in Traun bezog, wurde der Standort für die Gesamtentwicklung frei. Ein positiver Treiber für die Entwicklung war die Errichtung der Straßenbahn von Linz nach Traun 2016.
Prozess
Herzstück des Projektes war und ist eine vieldimensionale Vision, aus der eine Art Story bzw. Drehbuch entwickelt wurde. Alle Projektinhalte, Zielgruppenkonzepte, Produktentwicklungen und vieles mehr wurden in dieser Geschichte verschmolzen. Diese war so flexibel gestaltet, dass sie über den langen Zeitraum der Entwicklung adaptiert werden konnte und doch klar und stimmig genug war, um in verschiedenen Erzählungen, vielen Teilstorys und Handlungssträngen immer den gleichen Spirit und Kern beizubehalten.
Das Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs war die Grundlage für den Bebauungsplan. Um das Chancen/Risiko-Verhältnis zu verbessern wurde das Projekt auf 3 Bauabschnitte aufgeteilt. Herausfordernd war das gesellschaftsrechtliche Konzept, steuerrechtliche Aspekte, Realteilungen und die Finanzierung in Einklang zu bringen.
Eine wesentliche Herausforderung in der Umsetzung war die vielen Qualitäten des Projektes zu refinanzieren und dieses überhaupt realisierbar zu machen. In der Stadt Traun gab es bis zu der Entwicklung des Graumann-Viertels keinen nennenswerten qualitativen Wohnbau (ausgenommen Gemeinnützige), das Image der Stadt war am Markt nicht positiv besetzt.
Schlussendlich ist es gelungen eine neue qualitätsvolle Lage zu schaffen und das Projekt erfolgreich umzusetzen.
Vision
2015 begann HAND den Standort des heutigen „Graumann-Viertel“ als mixed-use-Konzept zu entwickeln.
Die Grundüberlegungen zielten darauf ab, wie man eine Trendumkehr von der Zersiedlung und dem hohen Bodenverbrauch im Umland hin zu einer positiven Zugkraft in die Stadtmitte erreichen kann und wie man das, von den Einkaufzentren im Umland leergefegte Stadtzentrum, wieder zu neuem Leben erwecken kann.
Gute Antworten auf diese Fragen erhält man, wenn man sich mit Bedürfnissen beschäftigt. Im Ergebnis ging es dann darum, neben der Schaffung von attraktiven Wohn- und Arbeitsräumen, Themen wie Aufenthaltsqualitäten, guter Privatheitsregulation (trotz qualitätsvoller Verdichtung), Förderung von Interaktionen und sozialen Kontakten mittels durchdachter Treffpunkte, positive Erlebnisse beim Einkaufen, Essen gehen usw. sowie auch um Image und Identifikation, zu integrieren.
Nachhaltigkeit war bei dem Projekt eine Konstante. Ehrliche „Nachhaltigkeit“ zu realisieren war 2015 visionär, der Begriff wurde damals vorwiegend im Marketing verwendet. Dabei sind auch soziale Nachhaltigkeit und andere zeitlos sinnvolle Aspekte in die Projektentwicklung eingeflossen.
Auf diesen Grundlagen wurden die Projektziele festgelegt: Einen lebenswerten attraktiven Standort zu entwickeln, der beste Rahmenbedingungen für zufriedene Menschen, für „ein gutes Leben“ schafft. Gleichzeitig sollte auch die Identifikation für und mit Traun positive Impulse über den Standort hinaus schaffen und somit auch nach Fertigstellung weitere positive Entwicklungen im innerstädtischen Umfeld anstoßen.
Projektinhalte
Das städtebauliche Konzept sieht ein mixed-use-Viertel mit hohen Aufenthaltsqualitäten und viel Grün vor. Wo möglich sollten brauchbare Bestandsgebäude erhalten und damit graue Energie reaktiviert werden. Diese ergeben nun im Zusammenspiel mit qualitativen Neubauten das besondere Ambiente des Graumann-Viertels. Die vorgeschriebenen PKW-Stellplätze konnten mittels einem engagiertem Mobilitätskonzept reduziert werden, die meisten Stellplätze konnten in der Tiefgarage untergebracht werden. Dadurch war es möglich, dass die Wohnbauten nun in einer schönen, autofreien Grünanlage stehen.
Neben qualitativen Wohnungen sind vor allem die „Graumann-Lofts“ hervorzuheben. Dieses neue Produkt von HAND (Details siehe NEUBAULOFTS) ist heute das neue Zuhause von Selbstständigen, Kreativen und Gewerbetreibenden. In der gemanagten Community gibt es viele Aktivitäten und Co-working für wiedereinsteigende Mütter/Väter mit angeschlossener Kinderbetreuung. Die Graumann-Lofts haben positive Impulse im Umfeld gesetzt.
Im Graumann-Viertel befinden sich heute ein Fleischhauer, Cafe&Bäckerei, verschiedene Gastronomie-Betriebe uvm.
Rund 300 Menschen werden nach Abschluss der letzten Bauphase (80 Wohnungen) im Graumann-Viertel wohnen und 150 Menschen vor Ort arbeiten.
Durchmischung:
Attraktive Gestaltung der Gesamtanlage:
Umsetzung des Konzepts der „Essbaren Stadt“:
Nachhaltigkeit:
Infrastruktur:
Leistungen HAND
Ausgehend von der Beratung des Grundstückseigentümers hat HAND die Gesamtabwicklung des Projektes von 2015 - 2023 durchgeführt, ein letzter Bauabschnitt mit 80 Wohnungen ist noch in Planung.
Operativ: Geschäftsführung (auch gewerberechtlich), Projektmanagement und -steuerung, Bauaufsicht, Steuerung Vertrieb, Sonderwunschabwicklung
Erfolgsfaktoren
Ein Projekt wie das Graumann-Viertel ist ein komplexes Unternehmen auf Zeit. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren sind dabei eine gute Projektorganisation, eine engagierte Zusammenarbeit von Profis und gute Prozesse zur Qualitätssicherung. Um eine neue Lage mit hohen Qualitäten zu schaffen ist eine gute und konsistente Story wichtig sowie eine ausgezeichnete Kommunikation.
Mit dem Graumann-Viertel konnten wir den Beweis antreten, dass sich Investitionen in die Zukunft, ehrlich realisierter Nachhaltigkeit sowie Konzentration auf menschliche Bedürfnisse und gesellschaftliche Mehrwerte auch auszahlen. Das Projekt wurde mit einer guten Risikoprämie belohnt, es war auch wirtschaftlich erfolgreich.
Auszeichnungen
Das Graumann-Viertel wurde 2023 mit dem Erdreich Preis des Klimaschutzministeriums und dem Green & Blue Building Award ausgezeichnet.